Die Siesta, die traditionelle spanische Mittagsruhe zwischen 12.00 und
16.00 ist wie viele westliche kollektive Zeitinstitutionen in Auflösung
begriffen. Schon 2005 wurde in Spanien durch ein neues Gesetz die Mittagspause
für Angestellte im öffentlichen Dienst auf eine Stunde, zwischen 12.00 und
13.00 Uhr reduziert, um die Produktivität in der öffentlichen Verwaltung zu
erhöhen und ein früheres Arbeitszeitende zu ermöglichen.
Ab September 2012 wird sie dort auch im Einzelhandel und in der
Gastronomie abgeschafft. Denn dann dürfen Geschäfte und Restaurants auch über
die Mittagszeit öffnen. Ziel der spanischen Regierung ist es, die Umsätze in
diesen Wirtschaftsbereichen, insbesondere in der Zeit der „Euro-Krise“ zu
erhöhen und den ausländischen Touristen und Urlaubern, die sich oft über
verschlossene Läden und Restaurants beschweren, einen Rund-um-die-Uhr-Service
zu bieten.
Arbeitsgewohnheiten sollen einheitlich an nordeuropäische Länder angepasst
und rationalisiert wie ökonomisiert werden.
Zeitkulturen vereinheitlichen sich immer mehr in Richtung einer 24/7/365
globalisierten Gesellschaft und alte Zeittraditionen verschwinden zunehmend. Fraglich
erscheint, ob sich kulturell
unterschiedliche Zeitgewohnheiten einfach übertragen lassen, denn diese haben
in ihrer jahrhundertealten Tradition durchaus ihren Sinn. Die Arbeit in der
heißen Mittagszeit in südlichen Gefilden ist besonders anstrengend, und auch
der nordeuropäische Mensch fühlt sich nach einer Mittagsmahlzeit müde, was eine
durchaus eine natürliche Reaktion darstellt, wie wissenschaftliche Studien
zeigen.
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