Dienstag, 22. März 2016

Rosa (2016): Resonanz; 22.03.2016 / Subjekt-Welt-Beziehung



S. 61-79


o   behandelt auf diesen Seiten einerseits kritisch das konzeptuelle/ theoretische Problem zwischen Subjekt und Welt, andererseits führt Rosa kurz in die weiteren Kapitel ein
o   klärt konzeptionelle Grundlage Subjekt- Welt seiner Resonanztheorie

"Die hier avisierte Soziologie der Weltbeziehung .... postuliert, dass beide Seiten - Subjekt und Welt - in der durch die wechselseitige Bezogenheit erst geformt, geprägt, ja mehr noch: konstituiert werden. Was und wie ein Subjekt ist, lässt sich erst bestimmen vor dem Hintergrund der Welt, in die es sich gestellt und auf die es sich bezogen findet; Selbstverständnis und Weltverhältnis lassen sich in diesem Sinne nicht trennen. Subjekte stehen der Welt also nicht gegenüber, sondern sie finden sich immer schon in einer Welt, mit der sie verknüpft und verwoben sind, der gegenüber sie je nach historischem und kulturellem Kontext fließende oder auch feste Grenzen haben, die sie fürchten oder lieben, in die sie sich geworfen oder in der sie sich getragen fühlen etc." (Rosa 2016: 62/63)
o   bezieht sich in Bezug auf das Selbst auf Charles Taylor (1994) - abgepuffertes Selbst (21. Jh.) vs. poröse Selbst (15. Jh.)
Subjekte sind auch stets intentional auf ihre Welt bezogen, haben nicht nur kognitive sondern auch evaluative und existenzielle Beziehung  zur Welt, die Welt begegnet den Subjekten und Subjekte nehmen zur Welt intentional Stellung, so kann die Welt positiv (als Freude, Begehren) oder negativ (als Angst) erscheinen. "Weltbeziehungen lassen sich ... als »Konkretionen der Intentionalität« verstehen." (Rosa 2016: 65)

"Die Welt lässt sich dann konzeptionalisieren, als alles was begegnet (oder auch: was begegnen kann), sie erscheint als der ultimative Horizont, in dem sich Dinge ereignen können und Objekte auffinden lassen, ...  Dieses Ganze erweist sich dabei allerdings zugleich als mehr und als etwas anderes als die Summe aller Teile: Die Welt ist das, was jedem Bewusstsein als vorgängig immer schon mitgegeben ist" Rosa 2016: 65/66)
Rosa kommt es in seinem Buch vor allem darauf an, die gesellschaftliche Prägung, die Veränderbarkeit und Variabilität der menschlichen Weltbeziehungen zu untersuchen. Die sozialen Verhältnisse (Institutionen, soziale Praktiken, Organisationsstrukturen- und -weisen, Zeitverhältnisse, Herrschafts- und Machtverhältnisse etc.) beeinflussen, formen und prägen "alle ... Momente, auch und gerade die leiblichen und existenziellen, und natürlich die intentionalen und evaluativen." (Rosa 2016:70)

Welt/ Weltbeziehung ist "stets alles zugleich ...: die subjektive, die objektive und die soziale Welt." (Rosa 2016: 69) (wenn nicht weiter differenziert wird)

Das Buch besteht aus vier Teilen. Rosa beginnt mit der leiblichen Weltbeziehung (wie bspw. Atmen, Essen, Schlafen, der Rolle des Körpers oder die emotionalen, evaluativen und kognitiven Aspekte etc.) und klärt hier die kategorialen Voraussetzungen seiner Resonanztheorie. Der nächste Teil rückt die konkreten Formen und Handlungs- und Erfahrungsfelder ins Blickfeld und der dritte Teil beschäftigt sich mit den Entwicklungslinien. Im letzten Teil  übt Rosa als seine kritische Theorie der Weltbeziehung Kritik an den Resonanzverhältnissen der Gegenwartsgesellschaft.
 

Donnerstag, 17. März 2016

Rosa (2016): Resonanz; 17.03.2016



Auf den ersten Seiten hat mir Rosa ein Gefühl dafür gegeben, was die Lösung gegen Beschleunigung sein könnten, wie sich die Lösung als Resonanz anfühlt.

Aber wie kann Resonanz als gesellschaftliche Lösung umgesetzt werden, das ist mir bisher nicht klar und ich hoffe, dass sich in seinem Buch Lösungen dafür finden werden.



S. 37-53

Rosa bestimmt auf diesen Seiten die Strukturmomente der Moderne zur Ressourcenorientierung in allen gesellschaftlichen Bereichen, auch für Soziologie oder Sozialphilosophie und für das Individuum für ein gelungenes Leben bzw. für die Bestimmung von Lebensqualität.



Moderne Konzeption des gelungenen Lebens auf die Ressourcenausstattung fixiert  = kategorischer Imperativ

4 Strukturelemente

1)    offener ethischer Horizont (ethischer Pluralismus und Individualismus)

2)    ethische Privatisierung von Lebenszielen (authentische Selbstverwirklichung)

3)    dynamische Stabilisierung als Strukturimperativ (Wachstum, Beschleunigung, Innovationsverdichtung)

4)    Konkurrenz als dominanter Allokationsmodus  sowie als Motor u. Antriebsquelle zur Erfüllung der Steigerungsdynamik



»  Rosa sieht Notwendigkeit einer Soziologie der Weltbeziehungen


Montag, 14. März 2016

Hartmut Rosa: Resonanz - Ein Lesetagebuch/ Zusammenfassung II



Anstelle eines Vorwortes - S. 13 - 36

Moderne Gesellschaften müssen sich ständig dynamisieren und beschleunigen (Steigerungszwang), um sich reproduzieren zu können, erhalten zu können! 

Rosa, H. 2016: S. 14
Folge und Ursache: eine problematische Weltbeziehung 











lässt sich an drei Krisentendenzen ausmachen:

1. Störung Verhältnis zwischen Mensch und Natur (ökologische Krise)

2. Störung Verhältnis in Beziehung zur Sozialwelt (Krise der Demokratie)

3. Störung Verhältnis Individuen zu sich selbst (Zunahme psychologischer  

   Pathologien z.B. Burnout



Ressourcenoptimierung/ Ressourcenfixierung als Maxime eines guten Lebens herrscht vor, Ressourcen, wie Erhöhung, Einkommen, berufliche Verbesserung, fitter und schöner werden, Fähigkeiten erweitern, etc. gelten als Indikator für Lebensqualität und Ziel der Lebensführung -

Damit wird, so Rosa, eigentlich die "Verwirklichung eines guten Lebens strukturell untergraben!"



Wann leben wir eigentlich noch? Was macht das gute Leben tatsächlich aus?



These Rosa: Qualität der Weltbeziehungen/ Weltaneignung wichtig (Resonanzverhältnisse)!



1.     kann nicht nur individuell bestimmt werden, sondern wird sozioökonomisch und soziokulturell vermittelt, gutes Leben wird über gelingende oder misslingende Weltbeziehungen bestimmt

z.B. Tätigkeiten erfüllen Menschen mit Freude, Identifikation und Glück, "wenn sie ihren tätigkeitsbestimmenden Endzweck in sich selbst tragen" S. 23, Leben gelingt, wenn wir es lieben (es = Menschen, Räume, Aufgaben, Tätigkeiten, Dinge im Alltag)

Das Leben ist dann "durch offene, vibrierende atmende Resonanzachsen gekennzeichnet" S. 26 - Rosa geht in diesem Buch nach, was diese Resonanzachsen (Definition? - kommt bestimmt in einem Kapitel noch) ausmacht und welche sozialen Bedingungen 'gute' Resonanzachsen ermöglichen



2.     über die aktive individuelle Stellungnahme zur Welt, Art sich Welt anzueignen (Welthaltung) "anzuverwandeln

bestimmende Faktoren können sein: institutionell (z.B. Orte für Resonanz oder Nichtresonanz) und kulturell (Weltbilder)



aber nicht per se!



Analyse der jeweiligen Welthaltung u. Welterfahrung nötig

1.     Dispositionen Subjekt (körperlich, emotional, psychisch, biografisch, sozial)

2.     institutionelle, kulturelle, kontextuelle, physische Konfiguration der jeweiligen Weltausschnitte

3.     Art der Beziehung zwischen diesen (Passungsverhältnis)



"Weltbeziehungen und Weltverhältnisse (sind) im Ganzen immer auch und in einem erheblichen Maße kollektive soziale Verhältnisse ...; sie bilden sich in Institutionen und Praktiken heraus und sind in den vorherrschenden Weisen des Seins, Denkens und Handelns im Sinne dispositiver Formationen tief verankert." S. 33/34  - Weltbeziehungen  als Resonanzverhältnisse wandeln sich historisch und kulturell und werden von Subjekte und Objekte selbst mit hervorgebracht.



Rosa bringt dazu im Kapitel zwei schöne Geschichten zur Illustration an.



Wo spüre ich eine gestörte bzw. eine Resonanz in der Beziehung zur Welt? - eigene  Beispiele:

Im Fitnessstudio, dass ich nicht oft und lange besucht habe, habe ich einen gestörte Beziehung zur Umwelt und zu mir selbst gespürt. Hier habe ich von Anfang an keine innere Freude am Sport und an der Bewegung an sich gehabt. Für das Fitnessstudio ging es nur um einen festen Vertragsabschluss, um regelmäßige Einnahmen (Maximierung der Einnahmen) und vor allem um die Erfassung und 'Vermessung' der Erfolge des Einzelnen - regelmäßige Gewichtskontrolle, Kontrolle des Muskelaufbaus in möglichst kürzester Zeit, etc. (Maximierung der körperlichen Ressourcen).

Resonanz spüre ich auf langen Spaziergängen in der Natur oder bei der Gartenarbeit. Hier spüre ich intrinsische Freude an dem, was ich tue, an der Bewegung  und ich liebe es in der Natur und an der frischen Luft zu sein. 


Literatur:
Rosa, Hartmut (2016): Resonanz: Eine Soziologie der Weltbeziehung. Berlin.