ist eine Zeit des
kollektiven Übergangs zwischen Weihnachten und Silvester, rhythmisch alle zwölf
Monate folgend und zeitlich-linear im Kalender stattfindend. Sie ist eine Zeit
des Jahresrückblicks, des Bilanz-Ziehens und des hoffnungsvollen Blicks auf das
neue Jahr sowie des Pläne-Schmiedens. Eine Zeit der Besinnung, in der die Welt
etwas "schläft", frei von Terminen und beruflichen Verpflichtungen.
Dieses Dazwischen
ist eine Phase des "Nicht-Mehr" und des
"Noch-Nicht". Als Zwischenraum
und Zwischenzeit, die Veränderungen markiert, trennt sie Neues vom Alten und sorgt
für Abstand zwischen beiden. Sie sorgt für ein Fließen von Zeit, in dem das
Jahr nicht etwa abrupt endet, sondern Zeit zum Verweilen, zum Innehalten, zur Reflexion, zur Muße und zur
Pause gibt.
Diese Übergangszeiten, von vielfältiger Art im Alltag, geben Orientierung
und fungieren als Schutz vor Überforderung und sind wichtig "für
gesellschaftliche, soziale und individuelle Integration und Stabilität". 1
So besteht das ganze Leben besteht aus Übergängen – zwischen Zeugung ,
Geburt und Tod. Übergänge gibt es im Rhythmus der Natur, als biologische,
alltägliche oder lebensphasenspezifische
Übergänge sowie als kollektive, gesellschaftliche oder politische Übergänge. Sie haben etwas
Ungewisses, Schwebendes immanent, das ausgehalten werden muss.
Politisch befinden wir uns beispielsweise zur Zeit in einer
Übergangsphase zwischen der Bundestagswahl und einer Regierungsbildung, die
sich zäh dahin zieht und schon so lange dauert, wie noch nie.
Doch in einer Zeit der Kurzfristigkeit und des Digitalem werden diese
Übergänge immer rarer, denn dem Menschen von heute ist die Unruhe und die Ungeduld
permanent eingeschrieben. Die
digitale Welt kennt keine Pausen und kein "Zwischen-den-Jahren" und
macht keine Unterschiede zwischen Arbeitstagen, Sonntagen, Feiertagen, Weihnachten
oder Silvester – nonstop ist sie immer
und überall omnipräsent. So hat in jedem zweiten Haushalt auch das Smartphone
zu Weihnachten keine Sendepause und liegt selbst neben dem traditionellen Gänsebraten
mit auf dem Tisch.
Ein Smartphone
oder ein Tablet stehen schon bei Sechsjährigen ganz oben auf der
Weihnachtswunschliste. Wenn die ganze Familie unterm Weihnachtsbaum auf ihre ständig
flackernden Bildschirme starrt und schnell noch Videos oder Bilder von
Geschenken und seinen Lieben in die ganze Welt postet oder likt, dann erreichen
nebenbei u.a. eben auch die digitalen Werbe- und Konsumbotschaften, die
beruflichen Mails ihre Empfänger oder der digitale Terminkalender meldet sich. Die Mehrzahl der Berufstätigen, die zwischen
Weihnachten und Neujahr ihren Urlaub nehmen, sind trotzdem für den Arbeitgeber
erreichbar.
Und zwischen den
Jahren werden die Einkaufstempel geradezu gestürmt, um Geschenke umzutauschen
oder Gutscheine einzulösen, ohne eine Auszeit vom Konsumstress.
Diese Übergänge werden zunehmend individualisiert und zu
einem kostbaren und knappen Gut. Jeder Einzelne muss für diese – zwischen den Enden und den Anfängen – selbst
Sorge leisten. Auf der Hitliste in Umfragen zu Wünschen im neuen Jahr stehen
"Weniger Stress" und "Mehr Zeit" mittlerweile ganz oben. Wie
wäre es, sich einfach mehr Übergänge im Alltag zu gönnen und sich die Vorteile dieser
bewusst zu machen? Ein kurzes Innehalten zwischen den vielen Tätigkeiten auf
der To-do-Liste, Zeiten des Ankommens, von Pausen oder des Sonnenuntergangs zu
genießen, entschleunigt den Alltag.
Geißler Karlheinz A. (2008): Zeit
– Verweile doch. Lebensformen gegen die Hast. Freiburg i. Breisgau.
Geißler, Karlheinz A. (2008):
Alles Espresso. Kleine Helden der Alltagsbeschleunigung. Stuttgart.
1 https://www.brandeins.de/archiv/2010/auf-sicht/die-verpfaendung-der-zeit/