In seinem Buch: Beschleunigung. Die Veränderungen der Zeitstrukturen
in der Moderne analysiert Rosa (2005) die modernen/ spätmodernen Zeitstrukturen,
die vor allem durch soziale Beschleunigungsprozesse geprägt sind. Diese bringen
nach Rosa eine neue Form sozialer Entfremdung hervor und stehen dem eines ‚Guten
Lebens‘ entgegen (Rosa 2013). Rosa übt vor allem Kritik an den spätmodernen
Zeitverhältnissen, die durch Beschleunigung, Zeitdruck, ständige
Unterbrechungen und Leistungsdruck gekennzeichnet und mit Burnout- sowie
Stresserfahrungen verbunden sind. Diese stellen sich nach Rosa als ungünstige
Bedingungen für Resonanzerfahrungen in den Beziehungen zur Welt dar.
Resonanz als Begriff in der
Physik bedeutet „mitklingen“ oder ‚mitschwingen‘
in einem ‚schwingungsfähigen System‘. Rosa
bezieht diesen Begriff der Resonanz auf eine authentische Weltbeziehung: „Gelingende Weltbeziehungen sind solche, in
denen die Welt den Handelnden Subjekten als ein antwortendes, atmendes, tragendes,
in manchen Momenten auch wohlwollendes, entgegenkommendes oder »gütiges« »Resonanzsystem« erscheint.“ (Rosa
2013:9); was so etwas, wie auf einer
Wellenlänge schwingen, mit dem, was den Menschen umgibt - ähnlich dem des physikalischen
Begriffs – heißt.
Weltbeziehungen definieren, das In-die-Welt-gestellt-Sein des Menschen
im passiven wie im aktiven Sinne (vgl. Rosa 2013:7). Der Mensch erfährt einerseits
die Welt – als subjektive, objektive und soziale - in der er lebt und andererseits
greift er aktiv durch sein Handeln in sie ein.
Resonanz definiert das Gefühl,
dass der Mensch in diesem Weltverhältnis hat, wenn er mit sich selbst, mit Anderen, mit Objekten oder der Natur in so etwas wie
einer guten Verbindung, im Einklang steht.
Es ist das Gefühl des Authentisch- und des Lebendig-Seins. Authentisch und
lebendig ist ein Mensch vor allem dann, wenn er sein kann, wie er ist.
Resonanz bedeutet Anerkennung von Anderen, Sinnvolles zu tun und
erreichen zu können und sich dabei als
selbstwirksam zu erleben. Es bedeutet Kontakt mit Anderen, in diesen sich vom Anderen
akzeptiert zu fühlen, sich in den Anderen hineinversetzen zu können und
Antworten zu bekommen. Resonanz kann in allen Bereichen, wie u.a. bei der Arbeit, in Kunst, Natur und Religion oder auch
in der Familie gespürt werden.
Allerdings müssen entsprechende Rahmenbedingungen vorhanden sein.
Nach Rosa braucht es vor allem Zeit und
eine ungestörte Handlungs-Situation, um Resonanz zu erfahren.
Resonanzerfahrungen sind etwas sehr Individuelles, nicht jeder spürt
in derselben Situation die gleiche Resonanz,
wie der Andere. Es kommt immer darauf, wie sehr sie ihn auch emotional berührt.
Resonanzerfahrungen zeigen sich als identitätsstiftend und berühren das Handeln,
Denken sowie das Emotionale des Individuums.
Begriffe wie
Empathie, das Gefühl von Selbstwirksamkeit
oder das des Flow-Erlebens stehen dem der Resonanz sehr nahe.
Rosa sieht ausreichend
Resonanzerfahrungen als Grundlage für ein gelingendes Leben an und bringt sich damit
mit ihrem Bezug zur Zeit in die hochaktuelle Zeitwohlstandsdebatte wie in die
Diskussionen um ein ‚Gutes Leben‘ ein.
In seinem neuen Buch: Resonanz.
Eine Soziologie der Weltbeziehung, das Anfang 2016 erscheinen wird, diskutiert
Rosa stabile Resonanzverhältnisse in den Beziehungen zur Welt als Lösung zur
sozialen Beschleunigung und stellt den Rahmen einer neuen Theorie vor. Hoffen
wir, das Rosa konkrete Lösungen auf die Zeitprobleme von heute Lösungen
anbieten kann.
Literaturhinweise:
Rosa, Hartmut (2005): Beschleunigung.
Die Veränderungen der Zeitstrukturen in der Moderne. Frankfurt/M.
Rosa, Hartmut (2012): Weltbeziehungen im
Zeitalter der Beschleunigung. Umrisse einer neuen Gesellschaftskritik. Berlin.
Rosa, Hartmut (2013): Beschleunigung und
Entfremdung. Berlin.
Rosa, Hartmut (2014): Resonanz statt
Entfremdung: Zehn Thesen wider die Steigerungslogik der Moderne. In: Konzeptwerk
Neue Ökonomie (Hrsg.): Zeitwohlstand. Wie wir anders arbeiten, nachhaltig
wirtschaften und besser leben. München. S.
63-72.
Rosa, Hartmut (2016): Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung.
Berlin. (erscheint im März 2016).
Schnabel, Ulrich (2014): „Hier kann ich
ganz sein, wie ich bin“. Warum wir am glücklichsten sind, wenn wir mir anderen
mitschwingen können. Ein Gespräch mit Hartmut Rosa. Im Internet:
http:www.zeit.de/2014/34/hartmut-rosa-ich-gefühl
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